Das erste Mal war ich mit meiner Mama im Jahr 1999 auf einer Europeade, habe aber leider nicht viel mitbekommen, weil ich erst 2 Wochen später auf die Welt gekommen bin. Seitdem musste ich mir anhören, wie toll es ist und wenn ich mal größer bin, darf ich mit. Endlich ist es soweit: Mein Bruder Sören (8 Jahre) und ich (Annika, 10 Jahre) dürfen mit nach Bozen auf die 47. Europeade. Wir sind ja so aufgeregt!!
Nachdem der Bus beladen war, ging es am Dienstag den 20. Juli abends um 22 Uhr endlich los. Am Mittwochmorgen kamen wir an der Anmeldung an. Der Bus schlängelte sich dann durch die engen Gassen von Bozen bis in unser Quartier, einer großen Schule, in der wir im 5. Stock zwei Klassenräume hatten. Wir trugen das Gepäck hoch und bauten unsere Feldbetten auf, machten uns ein wenig frisch, um dann gemeinsam die Altstadt von Bozen zu erkunden. Nachmittags sind wir mit der Rittner- Seilbahn hoch nach Oberbozen (1221 m) gefahren. Abendessen gab es in einem riesengroßen Zelt am Rande der Altstadt. Um 20 Uhr fand auf dem „Waltherplatz“ der Volkskunstabend statt. Hier haben sich Tanz-, Gesang- und Musikgruppen aus der Region vorgestellt. Auf dem Heimweg zum Quartier habe ich meiner Mama gesagt, dass Europeade „echt cool“ ist und nächstes Jahr möchten wir wieder mit. Als wir ins Quartier kamen, spielten schon einige Musiker vom Blasorchester Schwalmstadt und von der spanischen Gruppe. Man konnte es schon von weitem hören. Meine Mama erzählte uns, dass es die halbe Nacht so weiter ging. Alle Gruppen, die mit uns im Quartier waren, haben gemeinsam gesungen, getanzt und musiziert. Mein Bruder und ich haben geschlafen. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück zum Busbahnhof. Wir sind mit dem Linienbus zu verschiedenen Plätzen gefahren, auf denen wir und andere Gruppen ihre Auftritte hatten. Nach unseren Auftritten haben wir uns mit „unseren Ungarn“(Tanzgruppe Leinwar) getroffen. Wir haben ihnen beim Tanzen zugeschaut, anschließend ein bisschen gefeiert und ein gemeinsames Gruppenbild gemacht. Abends war die Eröffnungsveranstaltung. Wir sind mit dem Zug zur großen Eissporthalle gefahren, wo sich viele Tanzgruppen aus ganz Europa mit ihren Darbietungen vorgestellt haben. Als wir aus der Halle kamen, waren es noch 30° C um 23 Uhr. Tagsüber waren es um die 40° C. Ich glaube, ich habe noch nie so viel geschwitzt wie in Bozen. Am Freitag sind wir nach einer kurzen Stadionprobe für die Abschlussveranstaltung mit unserem Bus zum „Kalterer See“ gefahren. Dieser Tag war mal zum Ausruhen und Entspannen. Dem See angeschlossen war ein Schwimmbad und wir konnten uns auf dem großen Gelände frei bewegen und hatten viel Spaß. Abends war in der Konzerthalle der Chor- und Musikabend. Hier haben die Chöre und kleinen Musikgruppen ihr Können gezeigt. Mir hat der Mädchenchor aus Estland am besten gefallen und ich habe zum ersten Mal Eskimos gesehen, sie haben auch gesungen. Anschließend sind wir zum „Siegesplatz“ gegangen. Dort war „Europeade by night“, wo viele Musikgruppen aus der Region zum Tanzen und Feiern aufgespielt haben. Wie jede Nacht ging die Party im Quartier oder in den kleinen Kneipen der Altstadt weiter. In dieser Nacht kam auch endlich die Abkühlung. Ein kräftiges Gewitter machte sich breit. Am Samstag konnten wir mal ein bisschen länger schlafen und noch mal durch die Altstadt bummeln, bis wir um 17 Uhr am großen Festzug teilgenommen haben. Es waren insgesamt 203 Gruppen aus ganz Europa, die sich durch die Altstadt von Bozen geschlängelt haben. Die Stimmung unter den vielen Zuschauern, die dicht gedrängt am Straßenrand standen, war ganz toll. Das malerische Panorama trug zur Stimmung noch bei. Anschließend haben sich alle Gruppen auf dem „Siegesplatz“ zum großen „Europeadeball“ getroffen. Die großen Musikgruppen u.a. auch das Blasorchester Schwalmstadt haben für Musik und gute Stimmung gesorgt. Wir haben ausgelassen gefeiert und getanzt mitten in „ganz Europa“. Es war einfach toll, wie sich die Gruppen ohne Berührungsängste gemischt haben. Wer gerade neben einem stand, mit dem wurde getanzt oder eine große Polonaise über den ganzen Platz angeführt. Wo man hinschaute, überall freundliche Menschen in Tracht, nicht nur auf dem „Europeadeball“, sondern auch in der Innenstadt über die ganzen 5 Tage verteilt. Am Sonntagmorgen haben wir unsere Mama alleine zum Gottesdienst in den großen Dom am „Waltherplatz“ geschickt. So konnten wir noch ein bisschen Schlaf nachholen. Am Nachmittag haben wir uns dann wieder gemeinsam in Tracht auf den Weg gemacht, um mit dem Zug nach Bozen- Süd zu fahren, wo wir unseren Auftritt in der Eissporthalle bei der Abschlussveranstaltung hatten. Nach einem ca. dreistündigen Programm wurde zum Abschluss die Europeadefahne in einem feierlichen Rahmen von dem diesjährigen Veranstalter an Estland übergeben, wo wir hoffentlich nächstes Jahr wieder gemeinsam feiern und tanzen können. Selbst ich habe schon einige Bekanntschaften geschlossen, die ich im nächsten Jahr vielleicht wieder treffe. Noch in der Nacht haben wir dann alle zusammen gepackt und haben uns auf den Heimweg gemacht. Am Montagmorgen waren wir müde und erschöpft, aber mit vielen tollen Eindrücken zurück in Haubern.
Abschließend möchte ich noch sagen: Europeade kann man nicht beschreiben, Europeade muss man erleben. Mich hat das Europeadefieber gepackt und ich hoffe, ich werde noch viele Europeaden erleben.
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