Es war eine schwierige Suche nach einer historischen Tracht, die die Landjugend Haubern als Tanzkleidung tragen konnte. Aus Haubern selbst sind keine original Trachtenteile oder Anhaltspunkte überliefert. Somit war die Tanzkleidung zu Beginn recht einfach gehalten. Die Tänzer trugen schwarze Kniebundhosen, weiße Hemden mit roten Halsbändchen und beige Strümpfe mit schwarzen Schuhen. Für die Mädchen nähte die damalige Landfrauenvorsitzende Katharina Schäfer rote knielange Flanellröcke mit aufgenähter schwarzer Borte. Dazu wurden ein geblümtes Schultertuch, eine weiße Blusen, Kniestrümpfe und ebenfalls schwarze Schuhe getragen.

1982 entschloss man sich, eine Tracht anzufertigen, die der früheren Arbeitskleidung ähnlich war. Diese Tracht wird deshalb auch Werktagstracht genannt. Dies geschah anhand alter Fotos und durch die Mithilfe der älteren Bürger. Die Jungen bekamen blaue Hessenkittel mit roten Tüchern, blaue Socken und weiße „Schnitterhosen“ aus handgewebtem hauberner Leinen. Die Mädchen trugen weiße Leinenblusen, darüber ein Mieder mit Blaudruckmuster, graue Beiderwandröcke mit weiß gemusterten Schürzen und dazu weiße Kniestrümpfe. Außerdem wurde ein roter Unterrock getragen.

Seit dem Hessentag in Frankenberg 1989 wurde die Werktagstracht durch die Sonn- und Festtagstracht ergänzt. Die Jungen tragen wieder eine schwarze Kniebundhose mit weißen Kniestrümpfen, bunt bestickten Hosenträgern und einem weißen Leinenhemd. Die Mädchen tanzen weiterhin in den grauen Beiderwandröcken mit den roten Unterröcken und weißen Kniestrümpfen, tragen aber nun eine Jacken, auch „Motzen“ genannt und eine passende Schürze aus dem gleichen Stoff. Außerdem kommt eine Haube als Kopfbedeckung hinzu. Diese Tracht wird auch Festtagstracht genannt und stammt der Bunstruther Tracht ab.

Im Moment wird bei Auftritten der Landjugend Haubern zu den verschiedensten Anlässen sowohl die Werktags-, als auch die Festtagstracht getragen. Diese Trachte wurde ursprünglich in der Zeit um die Jahrhundertwende getragen. Sämtliche Trachtenteile wurden von Originalteilen oder Bildmaterial nachgeschneidert.

Detaillierte Beschreibung

Werktagstracht Jungen:

Weiße Schnitterhose aus Leinen, an den Fußenden zugeschnürt, um zu verhindern, dass bei der Feldarbeit Heu oder Stroh kratzen konnte
Hessenkittel aus blau eingefärbtem Leinen mit Stickmuster in schwarz und weiß an Schultern, Ärmel und Kragen; auf die Schultern wird das Entstehungsjahr des Kittels und die Initialen des Trägers gestickt; Kittelweite ca. 2 Meter
Rotes Halstuch mit weißem Muster
Blaue handgestrickte Strümpfe

Werktagstracht Mädchen:

Rock aus mittelgrauem leichten Wollstoff (im Original: Beiderwandrock), unten mit zwei schwarzen Samtbändern und am Saum mit schwarzer Besenlitze abgesetzt, (im Original auch in den Farben blau, braun, grün und schwarz); Gesamtweite ca. 3 Meter
Darüber eine weißgrundige Schürze mit blauem zarten Muster aus Baumwolle und weißer Spitze; die Schürze wurde nach beiden Seiten hin jeweils mit langen Bändern versehen, welche zu einer dicken Schleife im Rücken gebunden wurden
Darunter ein dunkelroter Unterrock aus Baumwolle (im Original aus schwerem Leinen) mit schwarz-weiß-gemusterter Borte und schwarzer Spitze; wurde auch als Kirmesrock getragen
Unter dem Unterrock wird eine weiße, knielange Unterhose aus einem leichten Wollstoff mit weißer Spitze getragen
Weißes Leinenhemd mit roten Namensinitialen am Kragen bestickt; alter gerader Schnitt mit Wäschespitze an den Ärmeln
Darüber ein Leibchen (Mieder) aus blaugrundigem Baumwollstoff mit weißem floralem Muster und einem schwarzem Samtband am Ausschnitt
Weiße Kniestrümpfe
Eine Kopfbedeckung wird nicht getragen

Festtagstracht Jungen:

Schwarze Kniebundhose
Weiße Kniestrümpfe
Dunkle Hosenträger mit eingewebtem buntem Blumenmuster und braunen Lederlaschen
Weißes Leinenhemd mit roter Initialenstickerei am Ende der Knopfleiste (unter der Brust)
Keine Kopfbedeckung

Festtagstracht Mädchen:

Rock, Unterrock und Unterhose werden identisch der Werktagstracht getragen
Rock aus mittelgrauem leichten Wollstoff (im Original: Beiderwandrock), unten mit zwei schwarzen Samtbändern und am Saum mit schwarzer Besenlitze abgesetzt, (im Original auch in den Farben blau, braun, grün und schwarz); Gesamtweite ca. 3 Meter
Darunter ein dunkelroter Unterrock aus Baumwolle (im Original aus schwerem Leinen) mit schwarz-weiß-gemusterter Borte und schwarzer Spitze; wurde auch als Kirmesrock getragen
Unter dem Unterrock wird eine weiße, knielange Unterhose aus einem leichten Wollstoff mit weißer Spitze getragen
Darüber eine Schürze mit schwarzer Spitze, Samt- und Paillettenborte abgesetzt; der Schürzenbund wird vorne seitlich eingehakt; aus dem gleichen Material, wie die Jacke; wird nur in Kombination mit der Jacke getragen
Dazu die Jacke (Motzen), mit schwarzen Samtbändern abgesetzt und Paillettenborte am Kragen; aus in sich gemustertem Woll- oder Baumwoll-Brokatstoff
Jacke und Schürze sind aus gleichem Stoff/in gleicher Farbe
In Haubern werden bei der Kombination Jacke und Schürze die Farben grau, schwarz, blau, grün, braun und petrol getragen (gedeckte Farben)
Die Kopfbedeckung ist ein weißes Häubchen aus Baumwoll-Piceé mit schwarzer Perlenstickerei und schwarzen gemusterten Bändern (innen mit einem weißen Leinendurchzug)
Weiße Kniestrümpfe

Mädchentracht allgemein:

Jacke, Rock, Unterrock und Schürze konnten nach alten Originalstücken, die sich noch in Hauberner Privatbesitz befinden, nachgearbeitet werden
Leibchen und Haube wurden entsprechend Originalvorlagen der engeren Region gearbeitet
Die rekonstruierte Haube wurde anlässlich des Hessentages in Frankenberg von dem Hessentagsmädchen Marion Schöneweiß aus Haubern das erste mal getragen

Bedeutung:

Roter Unterrock: Mädchen war noch unverheiratet
Rotes Halstuch: Junge war ledig
Weiße Schnitterhose unten zugeschnürt, damit Heu und Stroh nicht an den Beinen kratzten
Samt(-band) stand für Reichtum

Tracht der Kindergruppe

Die Kindergruppe wurde im Jahre 1989 neu eingekleidet

Mädchen

roter, blauer oder grüner Rock mit Samtband
darüber eine weiße Schürze mit weißer Spitze; wird vorne seitlich zugeknöpfte
weißes Leinenhemd
rote oder weiße Tücher mit floralem Muster als Schultertuch getragen
keine Kopfbedeckung
weiße Kniestrümpfe

Jungen

schwarze Kniebundhose
weißes Leinenhemd
Dunkle Hosenträger mit eingewebtem buntem Blumenmuster und braunen Lederlaschen
Keine Kopfbedeckung
weiße Kniestrümpfe

Zu allen Trachten werden schwarze Schuhe getragen, bei den Jungen Halbschuhe zum Binden, bei den Mädchen Riemchenpumps.
Lange Haare werden geschlossen getragen
Auffälliger Schmuck wird vermieden